Hilfe für Tiere in Not
Quelle: Ludwigsburger Kreizeitung // Autor: Patricia Rapp // Foto: LKZ Ludwigsburg // Zum Artikel
„Wenn das Geld nicht mehr reicht, dann spart man als Erstes beim Tier und gibt es weg“, weiß Sandra Quinn. Der Verlust des Haustieres ist aber für viele kaum zu verkraften, deshalb wurde bereits 2018 „Willis Tiertafel“ ins Leben gerufen. Nun ist die Tiertafel Ludwigsburg/Heilbronn auch eingetragener Verein.
Steinheim. Anne Stark hatte damals die Idee der Tiertafel, die es bereits in ganz Deutschland gibt. Denn Empfänger von Hartz IV, Frührentner oder alleinerziehende Mütter können häufig das Futter mit Kosten von rund 30 Euro im Monat für eine Katze oder einen Hund nicht mehr zahlen. „Häufig reicht eine Mieterhöhung, und das ganze Konstrukt bricht zusammen“, berichtet Sandra Quinn, Schriftführerin des Vereins. Da man nicht verlangen könne, dass der Staat auch noch Hartz IV für Tiere zahle, will die Tiertafel hier helfen, wobei Voraussetzung ist, dass es das Tier bereits gab. Neuanschaffungen werden nicht unterstützt. Wer sich in einer finanziell prekären Situation noch ein Tier anschaffe, beweise in der Regel auch in der Folge nicht unbedingt viel Verantwortungsbewusstsein.
Häufig sei das Tier aber wie ein Familienmitglied. „Für viele ist das Tier noch der einzige Grund, um weiterzumachen und die Hoffnung nicht aufzugeben.“ So berichtet sie zum Beispiel von einer Frau, die erkrankt ist und nicht mehr arbeiten kann. Wenn Hund Micki nicht mehr wäre, würde für die zwölfjährige Tochter eine Welt zusammenbrechen. Da Micki aber auch krank ist und unter einer Lebensmittelallergie leidet, hat Quinn selbst eine Patenschaft für den Hund übernommen und zahlt die Tierarztrechnungen.
Denn häufig ist es mit dem Futter nicht getan. Bei der Auslieferung stellen die Mitglieder oft fest, dass das Tier krank ist. Deshalb soll langfristig auch eine Art Fonds eingerichtet werden, aus dem dann solche Notfälle versorgt werden. Aktuell gibt es ein Spendenkonto für den Hund Boomer. Er ist ein Assistenzhund, leidet aber selbst an Epilepsie. Die Medikamente sind mit 200 Euro pro Monat teuer, weshalb sich die Tiertafel entschlossen hat, hier zu unterstützen. Ziel ist es, dass jedes Tier, das der Tiertafel bekannt ist, auch einmal im Jahr zum Tierarzt kommt. Katzen müssen kastriert werden. Häufig brauchen auch die Besitzer Hilfe. Quinn erinnert sich noch gut an einen Antrittsbesuch bei einer älteren Frau, wo Frauchen und Hund einen abgemagerten und verwahrlosten Eindruck machten. „Wir sind oft der einzige Ansprechpartner für die Menschen. Diese Bindung ist aber auch wichtig, da wir so schnell sehen, wenn etwas entgleist“, so Quinn. Dies war auch für sie selbst eine Motivation, bei der Tiertafel mitzuhelfen. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Thailand wurde ihr bewusst, „in welch sensationellem Land wir leben“, sagt sie. Wenn sich jeder noch etwas ehrenamtlich engagiere, könne man noch mehr erreichen. Über das Internet stieß sie auf die Tafel und blieb hängen.
Konkret sieht die Arbeit der Tiertafel derzeit so aus, dass ungefähr alle drei Wochen das Futter direkt zu den Kunden gefahren wird – die Hilfsbedürftigkeit muss allerdings nachgewiesen werden. In Remseck und Heilbronn gibt es Sammelstellen, wo das Futter direkt ausgegeben wird.
Das Futter wird in der Regel von einer bekannten Fachhandelskette für Tiernahrung gespendet. Immer wieder gibt es aufgebrochene Kartons, die man nicht mehr verkaufen kann. Auch andere Läden, Privatleute oder Firmen spenden immer wieder Geld für Futter. Immer wieder präsentieren sich die 14 aktiven Mitglieder bei Aktionen oder mit Ständen – am Wochenende zum Beispiel beim Großbottwarer Weihnachtsmarkt. „Unsere Kunden helfen da auch sehr aktiv mit und basteln auch gerne etwas, was wir verkaufen können. Sie sind froh, wenn sie etwas zurückgeben können“, erzählt Quinn. Immer wieder sei sie positiv überrascht von der Hilfsbereitschaft. So könne die Tafel auch mehr Kunden annehmen – derzeit werden 27 Katzen, 15 Hunde und ein Kaninchen betreut. Die Kunden sind über den ganzen Kreis verteilt – von Marbach über Ludwigsburg und Kornwestheim bis nach Vaihingen.
Zwei große Anliegen hat der Verein mit Sitz in Höpfigheim deshalb auch für die Zukunft: neue Mitglieder und Spender gewinnen und einen neuen Lagerraum finden. Derzeit wird das Futter in einer Garage eines Mitglieds in Ilsfeld gelagert – kein Dauerzustand. Am besten wäre ein Lagerraum in der Nähe einer S-Bahn-Station, so dass Kunden diesen auch problemlos erreichen können.